Ich wohne mit meiner Frau seit knapp zwei Jahren in der Pottendorfer Straße, fast am Ortsende von Wiener Neustadt. Wir haben von dem Projekt Ostumfahrung schon sehr bald erfahren. Zuerst dachte ich mir: „Das würde die Pottendorfer Straße entlasten.“ Inzwischen hat bei mir ein Umdenken eingesetzt, denn eine Umfahrung mehr würde nur noch mehr Verkehr erzeugen, nicht weniger. Die Autos, die jetzt durch die Pottendorfer Straße fahren – oft viel zu schnell! – würden wohl zu einem Großteil auch weiterhin hier durchfahren – und nicht „außen herum“. Außerdem lässt sich Verkehr nur verringern, wenn jeder bei sich selbst anfängt zu überlegen, ob es Alternativen gibt. Wir leben aber in einer Gesellschaft, in der Bequemlichkeit das höchste Maß der Dinge zu sein scheint. Wie viele Leute würden wirklich mit dem Bus oder mit dem Rad zur Arbeit fahren wollen? Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass ich dafür mehr Zeit als mit dem Auto brauche. Aber beides kann ein Gewinn sein: Im Bus kann ich etwas lesen, mit dem Rad kann ich Sport im Alltag betreiben.
Da meine Frau und ich sehr gerne nach Lichtenwörth einkaufen fahren (wenn möglich mit dem Rad), weiß ich, dass auch dort die Verkehrsprobleme enorm sind: Viel zu viele Autos fahren oft viel zu schnell durch das Ortsgebiet. Aber auch für Lichtenwörth wäre die Umfahrung keine Lösung, wie ich in Gesprächen mit Lichtenwörthern erfahren habe. Denn wer möchte zwar ein ruhigeres Ortszentrum haben, das aber durch die Zerstörung von Landschaft und den Verlust landwirtschaftlicher Flächen erkauft wurde?