Vernunft statt Ostumfahrung
Unser Planet erwärmt sich. Wir erleben gerade einen Klimawandel. Auch hier in Wiener Neustadt im Ungarviertel, wo ich aufgewachsen bin und jetzt als Pensionist wieder in meinem Elternhaus lebe, merkt man das alljährlich mehr.
Ich bin nach wie vor von der individuellen Mobilität begeistert, habe einige Fahrzeuge, lese verschiedene Autozeitschriften und besuche auch Messen und Kongresse zu diesem Thema. Seit 40 Jahren beobachte ich das Geschehen im Straßenzug Nestroygasse-Lorenzgasse-Stadionstraße. Ich habe auch die jahrelangen Forderungen nach einer Verkehrsentlastung gehört. In diesen Jahren haben sich die Handelshäuser wie die Schwammerl vermehrt. Auch der großvolumige Wohnbau und damit die hier ansässige Bevölkerung nahm immer mehr zu. Am Areal des ehemaligen Stadions werden hunderte neue Wohnungen geschaffen. Deshalb gibt es hier einen extrem starken Ziel- und Quellverkehr, der sehr bald noch stark zunehmen wird.
Jetzt stellt sich uns allen die Frage: Wozu brauchen wir die Ostumfahrung?
Für den überörtlichen Durchzugsverkehr brauchen wir sie nicht. Der wird von S4 und A2 hervorragend bedient. Ein innerörtlicher Durchzugsverkehr hat aber von der Ostumfahrung nichts, weil die Abfahrten in der Pottendorfer und Neudörflerstraße ja nicht geändert werden. Die gibt es schon heute. Das Nadelöhr Ungarkreuzung wird auch kaum entlastet, weil es hauptsächlich innerstädtischen Verkehr zu bewältigen hat. Ich habe bisher noch nicht gehört, dass sich die zuständigen Planer des Landes Niederösterreich detailliert mit diesen Verkehrsströmen befasst haben.
Wir brauchen eine radikale Verkehrswende!
Die Reduktion des Verkehrsaufkommens ist die einzige nachhaltige Möglichkeit zur Lösung der Verkehrsprobleme. Das Fahrrad ist für eine Stadt unserer Größe eine wirklich große Chance, den motorisierten Individualverkehr zu verringern. Schließlich kann ich in 15 Minuten mit dem Rad vom EKZ Merkur-City ins EKZ Fischpark gelangen. Auch der Bahnhof ist über die Wohlfahrtgasse gut erreichbar. Doch um Automobilisten vom Steuer wegzubekommen, muss es für sie einen Vorteil geben. Dafür braucht es ein umfangreiches und sicheres Netz an Radwegen. Die Entfernung des Mehrzweckstreifens in der Ungargasse war allerdings kontraproduktiv. Auch der öffentliche Nahverkehr kann Menschen veranlassen, ihr Auto stehen zu lassen, wie Wien zeigt. Das auch nach der letzten Fahrplan- und Linienreform der WNSKS weiterbestehende 30-Minutenintervall kann niemanden einladen, auf das Auto zu verzichten. Verkehrswende geht dann, wenn es angenehmer, schneller und sicherer ist, auch verschiedene andere Verkehrsmittel zu benützen.
Wir brauchen die Ostumfahrung nicht.
- Damit können die fruchtbaren Felder der Lichtenwörther Bauern weiter bewirtschaftet werden.
- Das Naherholungsgebiet an der Leitha-Au bleibt weiter zu Fuß und per Fahrrad erreichbar.
- Die Ziesel können ihr gewohntes Revier weiter bevölkern.
- Es sind keine Eingriffe ins Naturschutzgebiet Warme Fischa erforderlich.
- 40 Mill. Euro können für sinnvolle Investitionen in die Verkehrswende und den Klimaschutz investiert werden.