Unschwer erhält man einen detaillierten Überblick über den Verlauf und die einzelnen Stationen des Ringens zwischen Befürwortern und Gegnern. Neigte man zu überspitzten Formulierungen, könnte man zusammenfassend sagen, die einen sehen den Verkehr gern vor der Haustür des jeweils anderen und die Politik setze auf den positiven wirtschaftlichen Aspekt einer Großbaustelle. Entsprechend der vorhandenen Motivation erfolgt die Argumentation.
Wäre es nicht möglich, den Wunsch nach einer Verkehrsreduktion als gemeinsamen Nenner zu sehen? Jeder vernünftige Mensch hat erkannt, der Klimawandel und seine Folgen sind nicht das Hirngespinst fortschrittsfeindlicher Ökoaktivisten. Wie kann es also überhaupt möglich sein, eine weitere Flächenversiegelung, die bekanntermaßen eines der vordringlichsten ökologischen Probleme ist, in Betracht zu ziehen? Wie kann es also überhaupt möglich sein, Gutachten einer Entscheidung zu Grunde zu legen, die auf einem unveränderten Verkehrsaufkommen basieren und eine Verkehrsentlastung der Innenstadt lediglich annehmen? Wie kann es also überhaupt möglich sein, noch an wirtschaftlichen und politischen (oder ist das dasselbe?) Prinzipien festzuhalten, die nicht auf Langfristigkeit ausgelegt sind, sondern auf raschen Gewinn setzen und von unbegrenztem Wachstum ausgehen?
Jedem von uns, der das Glück hat, in diesem unserem Land geboren zu sein, sind eine Unzahl von Rechten und Privilegien in den Schoß gefallen. Verpflichtet uns das nicht auch zu verantwortungsbewussten, weitblickenden Entscheidungen und Handlungen, selbst wenn sie nicht bequem sind?
Mir gefällt die Vorstellung, dass der nach der richtigen Antwort Suchende im antiken Griechenland bereits am Eingang zum Tempel von Delphi, quasi noch in der gebührenfreien Zone, drei Empfehlungen zu lesen bekommen haben soll:
- Erkenne dich selbst. Hinterfrage deine Motivation.
- Nichts im Übermaß. Es schadet nie, sich zu bescheiden.
- Du bist. Vielleicht ist hier die Interpretation, du bist der Mensch, der du dich jeden Tag aufs Neue frei entschlossen hast zu sein, erlaubt.
Wollen wir wirklich diejenigen sein, die wider besseres Wissen und auf Kosten unserer Kinder an Verkehrskonzepten des vorigen Jahrhunderts festhalten?