Sehr geehrter Herr Bürgermeister Zusag,
unlängst haben Sie sich zur Ost”Umfahrung” an Ihre BürgerInnen gewandt. Erlauben Sie uns – im Sinne einer transparenten Diskussion – eine Antwort per „Offenem Brief“. Wir bitten um Beantwortung der 3 Fragen, die wir im Namen von bereits über 3.000 UnterstützerInnen der Petition an Sie als Bürgermeister der Marktgemeinde Lichtenwörth richten.
Der Bescheid des Bundesverwaltungsgerichts würde dieses Projekt auf Basis der Umweltverträglichkeitsprüfung gerade noch erlauben. Das sagt aber NICHTS darüber aus, ob dieses 40 Mio-Euro-Projekt aus den 1970er-Jahren sinnvoll ist!
Leider hat Ihre Gemeinde Lichtenwörth als Standortgemeinde NICHT alle Möglichkeiten der Parteistellung und der Vertretung der Interessen der BürgerInnen im UVP-Verfahren genutzt.
Für politische Verantwortung ist es aber NICHT zu spät!
Einige Themen in Ihrem „7-Punkte-Programm“ sind schon lange fixiert, einige könnten Sie auch ohne dieses Projekt schon längst umsetzen und einige werden sowieso von der UVP vorgeschrieben – das sind Details. Es geht um Fragen, mit weitaus dramatischeren Folgen für Ihre BürgerInnen und die nachfolgenden Generationen.
“Als KlimaforscherInnen wissen wir, dass die große Krise noch vor uns liegt. Ohne entsprechende Gegenmaßnahmen werde sich der Klimawandel „weit katastrophaler“ entwickeln als das schlimmste Covid-19-Szenario.”
gemeinsamer Brief führender KlimawissenschaftlerInnen Österreichs
Wenn wir nicht sofort und auf allen Ebenen gegensteuern, können wir die Klimakatastrophe nicht mehr aufhalten. Auch bei uns spüren wir die Auswirkungen und das ist erst der Beginn. VerantwortungsträgerInnen in der Politik dürfen hier NICHT wegschauen.
Die Ost“Umfahrung“ wäre die seit Jahren klimaschädlichste Weichenstellung in der Region Wiener Neustadt, die zudem irreversibel wäre!
Die Produktion der Baustoffe würde 10.000 Tonnen Co2 verursachen, die Bauphase laut UVP weitere 3500 Tonnen und 15.000 Fahrzeuge pro Tag würden nur auf den 5 Kilometern für ca. 5000 Tonnen Co2 pro Jahr in die Luft blasen! Bodenversiegelung und Rodung mächtiger Auwaldbäume („Ersatzpflanzungen“ kleiner Bäumchen sind eine Farce zum gewachsenen Ökosystem Auwald) würde die Co2-Bilanz noch weiter verschlechtern.
Laut des vom BVwG beauftragten Gutachten würde das Verkehrsaufkommen MIT Ost”Umfahrung“ um 1.300.000 Fahrten pro Jahr zu- statt abnehmen.
Herr Bürgermeister Zusag, auf Ihnen ruhen die Hoffnungen vieler – besonders die der jungen BürgerInnen in Lichtenwörth. Bitte verhindern Sie eine völlig falsche Weichenstellung!
„Im Hinblick auf die Ernährungssicherung bedeutet dies, dass man jedenfalls die für die landwirtschaftliche Produktion besonders wert- vollen Böden erhalten und vor anderen Nutzungen schützen sollte.”
Forschungsprojekt “BEAT – Bodenbedarf für Ernährungssicherheit in Österreich” im Auftrag des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus.
Österreich ist mit 13 Hektar/Tag Europameister im Bodenversiegeln. Wir haben schon jetzt ein doppelt so dichtes Straßennetz wie Deutschland und die Schweiz. Besonders dramatisch ist der Bodenverbrauch für die Landwirtschaft. In 200 Jahren gäbe es bei Fortschreiten dieser Entwicklung so gut wie keine Agrarflächen in Österreich.
Die Landwirte in Lichtenwörth wissen um die Top-Qualität ihrer Böden – erst unlängst wurde das auch wissenschaftlich bestätigt. Im Forschungsprojekt BEAT des BMLRT wurden, unter Berücksichtigung der Auswirkungen des Klimawandels auf die Produktivität und den Ertrag, die besonders wertvollen landwirtschaftlichen Produktionsflächen ermittelt. Die Äcker in Lichtenwörth, die durch die Ost”Umfahrung” vernichtet werden würden, fallen genau in diese Top-Kategorie.
Das geplante Straßenprojekt würde aber, wie aus den UVP-Unterlagen des Landes NÖ hervorgeht, noch viel mehr Boden zerstören. 575.000 Quadratmeter (!) an Gewerbeflächen sollen bis 2030 hinzukommen – das ist 1 ½ Mal die Fläche der Neustädter Innenstadt. Das Bundesverwaltungsgericht deckte auf, dass „…das Hauptziel der Straße die bessere Erschließbarkeit der Gewerbeflächen…“ ist. Einige wenige würden auf Kosten der Allgemeinheit verdienen. Ein Desaster, das zusätzlich Kaufkraft aus den Ortskernen in Wiener Neustadt und den Gemeinden in der ganzen Umgebung absaugen würde.
Herr Bürgermeister Zusag, setzen Sie sich bitte für den Erhalt der wertvollsten landwirtschaftlichen Flächen und ein wichtiges Naherholungsgebiet und gegen die Zerstörung der Ortskerne ein!
“Feinstaub gefährdet die Gesundheit besonders von Kindern. Lärm ist ein Stressfaktor für Alt und Jung. Auch Bewegungsmangel ist ein gesundheitlicher Risikofaktor. All das wird durch die Ostumfahrung zunehmen.”
Dr. Stefan Wanke, Stimme der Vernunft.
Laut UVP-Bescheid würden die Verkehrszahlen auch MIT Ost”Umfahrung“ auf allen Teststellen Wr. Neustadts steigen. Denn Wr. Neustadt hat ein Einpendel- und Binnenverkehrsproblem und kein Durchzugsproblem. Das Verkehrsgutachten im Auftrag des BVwG deckte auf, dass durch die neue Straße viel induzierter (zusätzlicher) Verkehr angezogen wird.
Fallen Sie nicht auf den längst widerlegten „Entlastungs- und Umfahrungsschmäh“ herein und lassen Sie nicht zu, dass bald jeden Tag 15.000 Fahrzeuge (davon 700 LKWs!) über Lichtenwörther Gebiet donnern und eine Lawine aus Lärm, giftigen Abgasen, Stickoxiden, Reifenabrieb, Schwermetallen und Feinstaub über Ihre Gemeinde verteilen. Das wäre nicht nur für die Qualität der Böden ein riesiges Problem, sondern vor allem für die Gesundheit Ihrer Bevölkerung! Lärm als Stressfaktor und Tonnen giftiger Abgase sind eine große Gesundheitsgefährdung. Nicht zufällig warnen bei unseren „Stimmen der Vernunft“ besonders viele Ärztinnen und Ärzte vor diesem fossilen Uralt-Projekt – hören Sie bitte auf die Fachleute!
Es wäre für Wiener Neustadt und das Umland höchste Zeit, unter Einbeziehung von unabhängigen ExpertInnen zeitgemäße Mobilitätskonzepte in Angriff zu nehmen. Bisher wurde über Alternativen NICHT einmal nachgedacht.
Gerade Sie als junger und dynamischer Bürgermeister könnten dafür mit voller Kraft eintreten. Die fachliche Expertise und die Unterstützung vieler hätten Sie auf Ihrer Seite!
Im Namen von über 3.000 UnterstützerInnen, darunter besonders viele BürgerInnen sowie Landwirte aus Lichtenwörth, die ihre Äcker weiter bewirtschaften und nicht hergeben wollen, appellieren wir an Sie, sich diesen grundsätzlichen Fragen zu stellen und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen – es ist noch NICHT zu spät!
Gerne stehen wir auch für ein Gespräch zur Verfügung und verbleiben
mit besten Grüßen
Team Vernunft statt Ost”Umfahrung“
PS: Warum wir die Ost”Umfahrung” unter Anführungszeichen setzen, erfahren Sie hier.
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